Selbstfürsorge – Die Küche kann mich mal!

Selbstfürsorge ist so ein Begriff, der im Moment überall herumgeistert.

Vielleicht geht es dir auch so, dass du es schon gar nicht mehr hören kannst? Ständig bekommt man überall gesagt, dass man sich als Mama, mehr um sich selbst kümmern soll.

Um was sollen wir uns denn noch alles kümmern bitteschön?! Wir haben doch schon Kinder, Job, Partner/in unter einen Hut zu bringen, also woher sollen wir da noch die Energie holen, uns auch noch uns und unseren Bedürfnissen zu widmen?

Wir müssten ja erstmal herausfinden, welche Bedürfnisse das sind, was wir brauchen und dann? Dann müsste man sich die Zeit dafür frei schaufeln, diese Wünsche und Bedürfnisse in die Tat umzusetzen.

Das klingt anstrengend!

Aber vielleicht ist es das nur am Anfang, bis mal alles ins Rollen kommt. Und ab einem gewissen Punkt, flutscht es von ganz allein.

Und vielleicht reichen auch erstmal kleine Schritte, wie das dreckige Geschirr einfach links liegen zu lassen und stattdessen den Mittagsschlaf der Kinder für eine Runde Lesen auf dem Sofa zu nutzen.

Ist es damit schon getan?

Schauen wir uns das ganze Thema einmal genauer an:

Was ist eigentlich die Definition von Selbstfürsorge?

Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) bedeutet Selbstfürsorge, die Fähigkeit Gesundheit zu fördern und zu erhalten, Krankheit vorzubeugen und mit Behinderung und Krankheit umzugehen, mit oder ohne professionelle Unterstützung.

Der Begriff „Gesundheit“ ist natürlich nicht nur auf die körperliche Ebene, sondern auch auf die psychische Ebene zu übertragen.

Und wir wissen ja, wie sehr sich Psyche und Körper gegenseitig beeinflussen.

Ist ja klar, denn wo sitzt die Psyche? Richtig. In unserem Gehirn.

Und nachdem im Gehirn sämtliche Prozesse unseres Körpers gesteuert werden, ist es ja auch klar, dass Körper und Psyche untrennbar sind.

Ich sage das nur dazu, weil ich manchmal das Gefühl habe, dass es noch nicht überall angekommen ist, dass es hier nicht um etwas „Spirituelles“ geht.

Selbstfürsorge zu betreiben und sich um die eigene psychische Gesundheit zu kümmern ist also super, super wichtig!

Blind für die eigenen Bedürfnisse

Was würde passieren, wenn wir nicht für unsere Zimmerpflanzen sorgen würden?

Sie würden auf der Fensterbank zu Grunde gehen.

Pflanzen allerdings sind uns manchmal einen Schritt voraus, denn im Gegensatz zu uns, merken sie es deutlich, wenn ihnen etwas fehlt und senden uns entsprechende Signale.

Sie werden welk, lassen die Köpfe hängen oder verlieren ihre Blätter.

Und wir sind meist gut darin, diese Signale wahrzunehmen und noch schnell mit der rettenden Gießkanne herbeigeeilt zu kommen.

Wenn es darum geht, unsere eigenen Signale zu deuten, geschweige denn überhaupt einmal wahrzunehmen, haben wir oft die „Alltagsbrille“ auf.

Diese Brille macht es uns sehr schwer, in dem ganzen Trubel mit Kindern und Verpflichtungen, unsere Bedürfnisse zu erkennen.

Warum Selbstfürsorge so wichtig ist

Letztendlich beginnt Selbstfürsorge damit, unsere eigenen Gefühle und Bedürfnisse erst einmal wahrzunehmen.

Also setz dich in einer ruhigen Minute mal kurz hin und frage dich, wie es dir gerade geht und was du wirklich brauchst.

Bevor dieser Schritt nicht getan ist, brauchen wir weder einen Termin für eine Fußreflexzonen Massage vereinbaren, noch sollten wir uns mit der Freundin zum Shoppen verabreden.

Denn am Ende merken wir vielleicht, dass wir eigentlich nur mal kurz Zeit brauchen, um uns mal wieder richtig auszuheulen oder eigentlich einen entspannten Nachmittag auf der Couch brauchen.

Wenn wir diese Signale ständig überhören, kann es viele negative Konsequenzen haben, dazu gehören unter anderem:

  • Das Gefühl von Dauerstress
  • Ängste und Depressionen
  • Geringere Belastbarkeit
  • Müdigkeit und Erschöpfung
  • Ärger und Wut
  • Schlafstörungen
  • Eine beeinträchtige Verdauung
  • Chronische Schmerzen

Nein sagen – warum das eigentlich ein „Ja“ ist

Wenn wir uns einmal bewusst gemacht haben, was wir brauchen und wie schlecht es für uns sein kann, wenn wir nicht darauf achten, dann können wir anfangen aufzuhören.

Wir können aufhören ständig zu allem „Ja“ zu sagen und stattdessen öfter mal ein „Nein“ einzubauen, wenn wir Wiederstand in uns spüren.

Ich weiß, gar nicht so leicht.

Unsere Kinder sind so gut darin laut und deutlich „Nein!“ zu sagen. Auch wenn es manchmal tierisch nervt, ist es doch eine echt gute Eigenschaft oder?

Und wenn wir uns mal anschauen, was dieses Wort eigentlich bedeutet, dann erkennen wir, dass dahinter etwas Großartiges vergraben liegt:

Ein Ja, zu uns selbst.

Du darfst lernen „nein“ zu sagen

Weil wir es oft nicht gleich auf anhieb schaffen, dieses „Nein“ über die Lippen zu bringen, können wir es üben.

Und weißt du was, wir üben einfach gemeinsam, denn ich bin sicherlich noch keine Meisterin darin.

Aber wir könnten z.B. öfter mal:

  • Freundlich nein sagen, wenn dein Kind zum zehnten Mal mit dir Mama-Kind spielen möchte
  • Dankend ablehnen, wenn ihr schon wieder ein Holz-Steck-Spiel geschenkt bekommt
  • Ein Gericht zurück geben, das als vegan angepriesen war aber der Koch ganz offensichtlich keine Ahnung davon hatte
  • Das lang ausgemachte Play-Date mit der Freundin absagen, weil dir die Energie fehlt
  • Einfach mal nicht aufräumen und putzen, obwohl Besuch kommt
  • Nein zum stylischen aber eigentlich viel zu engen Pullover sagen
  • Klar zum Ausdruck bringen, dass wir keine ungefragten Ratschläge zur Kindererziehung brauchen

Du siehst, es gibt viele Möglichkeiten im Alltag das Nein-Sagen zu üben. Und vielleicht wir auch deutlich, welche Chancen sich statt dessen für uns ergeben können.

Wenn ich also beispielsweise auf das Chaos in meiner Küche pfeife und mich frage, was brauche ich gerade eigentlich wirklich, dann kann es sein, dass ich gerade einfach nur entspannen möchte.

Wäre es da nicht eine bessere Idee, meinem Bedürfnis nach Ruhe nachzukommen, sich mit einer Tasse Kaffee zurück ziehen und die Kinder vielleicht kurz vor dem Tablet zu parken?

Wenn sich nur nicht immer gleich dieses blöde, schlechte Gewissen melden würde.

Ist das nicht faul und egoistisch?

Es steckt doch so tief in uns drin: Faul sein darf nicht sein.

Und Egoismus -das wurde uns schon ganz früh eingetrichtert- ist keine gute Charaktereigenschaft.

Wir tun so viel, um es anderen Recht zu machen, arbeiten und opfern uns auf, bis wir nicht mehr können.

Bist du auch ein People-Pleaser? Ich leider ja.

Aber wenn ich mich frage, was das Beste ist, das ich für meine Familie tun kann, dann ist es wieder: Selbstfürsorge.

Das System Familie kann nur funktionieren, wenn für jeden gesorgt ist.

Eine ausgeruhte, ausgeglichene und zufriedene Mama kannst du also nur sein, wenn du für dich sorgst.

Und da packe ich mich gleich mal an meine eigene Nase, ganz nach dem Motto „practise what you preach“:

Ich gehe jetzt einen Kaffee trinken. Liebe Küche, du kannst mich mal!

Selbstfürsorge zum Anhören? Hier geht’s zur Podcast-Episode!

Kommentar verfassen