Unordnung mit Kindern? Umarme das Chaos solange du kannst!

Ich hatte es mir ja eigentlich ganz fest vorgenommen: Nach dem Umzug, wenn beide Kinder im Kindergarten untergebracht sind, wird hier alles suuuper ordentlich sein.

Es wird keine meterhohen Wäscheberge mehr geben, keine Schokoflecken auf der Couch und auch keine Staubkatzen. Ja, du hast richtig gelesen. Staubkatzen. Staubmäuse haben wir nicht mehr, die wurden von den Staubkatzen aufgefressen.

Ich stand so oft in einer vedreckten Küche, mit einem unzufriedenen Kleinkind am Bein und wünschte mir nichts mehr, als mal wieder in Ruhe putzen zu dürfen. Alleine, ohne Gemecker putzen – fast wie Urlaub.

Und jetzt sitze ich hier, in der neuen Wohnung, beide Kinder im Kindergarten und wie sieht es nun bei uns aus? Du kannst es dir vielleicht denken.

Denn statt mit Kind, verbringe ich den Vormittag nun mit Arbeit. Der Blog, der Podcast, die Kurse – all das macht riesen Spaß, lässt mich aber auch nachlässig werden, was den Haushalt angeht.

Im Moment versuche ich, zwischendurch zumindest mal das Gröbste aus Küche und Wohnzimmer wegzuräumen und einmal über die Arbeitsplatte zu wischen. Nämlich dann, wenn die Kleine ihren Mittagsschlaf (um 16.00 Uhr!) macht und die Große pädagogisch wertvolle Zeit vorm Tablet verbringt. Und das, was sich zwischen 16.00 Uhr und 21.00 Uhr erneut ansammelt, liegt oft bis zum nächsten Tag herum.

Chaos überall

Aber da wären ja auch noch die beiden Kinderzimmer, die eigentlich Warnschilder vor der Tür bräuchten: „Achtung! Nur mit Stelzen betreten!“ Mittlerweile kann ich anhand des Schmerzes genau bestimmen, um welches Spielzeug es sich handelt, auf das ich gerade getreten bin.

Oder die beiden Badezimmer, die strikt nach Familienmitgliedern getrennt sind. In der Theorie. Was ich damit meine ist, dass es ein Bad gibt, dem ich mich nicht so liebevoll zuwende, wie dem anderen. Da stehen dann solche Dinge herum, wie Waschmaschine und Trockner, das Töpfchen oder die noch feuchte Badetasche vom Wochenende. Ich nenne es das „Kinderbad“.

In Wirklichkeit wird natürlich auch das andere, das mit Goldspiegel und Kunstpflanze dekorierte Bad von den Kindern mitbenutzt.

Haare, Staub und Zahnpastareste findet man letztendlich in beiden Bädern. Das liegt natürlich nicht nur an den Kindern. Und eigentlich wollte ich mindestens einmal die Woche alles schrubben. In der Theorie.

Das Schlafzimmer (oder auch Schlafbüro) teilen wir aktuell noch mit der Jüngeren Tochter, so dass es schonmal passieren kann, dass uns nachts ein Schnuller in den Rücken piekt oder man sich fragt, wer hier gerade wirklich ins Bett gepinkelt hat. Nasse Windeln, Babyflaschen und Pixi Bücher gesellen sich zu Einschulungsunterlagen und Klamotten vom Vortag.

Für wen räume ich eigentlich auf?

Toll finde ich das nicht. Manchmal stört es mich mehr, manchmal weniger.

Doch weißt du, was mich wirklich stresst?

Wenn sich bei all dem Chaos Besuch ankündigt. Da bekomme ich regelrecht Herzrasen, weil ich doch unbedingt meinem Ideal von einer sauberen und ordentlichen Wohnung  gerecht werden möchte. Trotz Familienalltag und Job.

Ich kenne fast niemanden, der nicht darauf Wert legt, dass alles vorzeigbar aussieht. Was auch immer das für die oder den Einzelne(n) bedeutet.

Ich frage mich, ob wir alle nicht viel entspannter mit dem Chaos umgehen sollten? Wieso müssen wir immer so tun, als hätten wir alles im Griff? Wieso können wir nicht einfach sagen: „Jetzt habe ich Kinder, aufgeräumt wird später.“?

Mir ist natürlich klar, dass es auch eine Frage der eigenen Erziehung ist und die damit verbundenen Erfahrungen mit dem Thema.

Ich weiß noch, wie ich es gehasst habe, als ich vor den Bergen, von auf dem Boden verteilten Spielzeug saß und völlig überfordert war. Alles in mir sträubte sich gegen das Aufräumen. Ich kann meine beiden Töchter also sehr gut verstehen, wenn sie keinen Bock darauf haben.

Was versuchen Eltern nicht alles, um ihren Nachwuchs dazu zu bringen, die Kinderzimmer wieder begehbar zu machen. Es wird mit Belohnungen gedealt, Fernsehverbot angedroht oder Eis für die nächsten 40 Jahre gestrichen.

Manchen Eltern gelingt es, auf spielerische Art, die Kinder dazu zu motivieren. Ein schöner Ansatz eigentlich.

Aber ganz ehrlich: Für mich ist das nichts. Ich habe keine Lust, den ganzen Tag damit zu verbringen, mir krampfhaft Spiele auszudenken und jedes Mal „Bravoooo!“ zu rufen, wenn beim Lego Weitwurf zufällig eines der tausend Steinchen in der Kiste landet.

Deshalb habe ich beschlossen, besonderes den Kinderzimmern nicht zu viel Bedeutung beizumessen. Da bin ich zu faul und zu harmoniebedürftig.

Lieber arbeite ich an meiner „Mir doch egal, was andere sagen“ Mentalität.

Und jedes Mal wenn ich eine Wohnung betrete, in der offensichtlich Kinder leben und überall Zeug herum liegt, bin ich unendlich dankbar. Ist es nicht schön, zu merken, man ist nicht alleine damit?

Letztens, als ich mal wieder einen Tiefpunkt hatte und mal wieder in Apfelmus gestiegen war, sagte mein Mann zu mir: „Irgendwann wird das Chaos verschwunden sein aber die Kinder dann auch.“

Den Satz hatte ich bisher nur auf irgendwelchen Pinterest Pins gelesen. Aus dem Mund meines Mannes bekam er plötzlich eine ganz andere Wucht.

Verdammt. Er hatte sowas von Recht.

Vielleicht sollten wir uns alle, die so sehr damit hadern und sich schämen, dass es nicht wie im IKEA Katalog aussieht, wenn die Schwiegermutter oder die beste Freundin vorbei kommen, diesen Satz fett auf ein Post-it schreiben.

Es reicht doch vollkommen, einen gewissen hygienischen Standard zu erfüllen und das Nötigste zu tun. Es ist doch so viel wichtiger, dass das ganze Thema nicht noch zusätzlich zum Stressfaktor wird.

Ein entspannter, wertefreier Umgang damit, würde uns bestimmt allen gut tun. Oder nicht?

Und ich sehe es schon kommen: Irgendwann, wenn alle flügge geworden sind, werde ich heimlich überall Puzzle Teile und Kekskrümel verteilen, nur um mich wehmütig noch einmal daran zurück zu erinnern, wie es war, als die Kinder noch klein waren.

Also liebes Chaos, lass dich mal ganz fest drücken. Bitte bleib noch ein bisschen.

Schreibe mir gerne einmal, wie du damit umgehst. Welchen Weg habt ihr für euch gefunden? Hinterlasse einfach ein Kommentar 🙂

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