Introvertiert und Mama

Wenn du eher introvertiert bist, kennst du das vielleicht auch, das Gefühl, sich auf einer Party mit vielen Leuten um dich herum, am liebsten heimlich verkrümeln zu wollen.

Das Bedürfnis nach allein sein, nach Ruhe und nicht dem Druck ausgesetzt zu sein, ständig gut gelaunt Small Talk zu führen?

Erst jetzt, nachdem das Thema Introversion öffentlich mehr besprochen wird, habe ich akzeptiert, dass ich eher zu den introvertierten Menschen gehöre und nicht ständig dagegen ankämpfen muss.

In diesem Artikel erfährst du:

  • Was Introversion und Extraversion bedeutet und was der Unterschied ist
  • Was der Unterschied ist, zwischen Extraversion und Extroversion
  • Mit welchen Vorurteilen Introvertierte zu kämpfen haben
  • Wie sich Schüchternheit und Introversion voneinander unterscheiden
  • Vor welchen Herausforderungen introvertierte Mamas stehen
  • Wie introvertierte Mamas im Alltag für sich sorgen können

Was bedeutet Introversion vs. Extraversion?

Introversion ist ein Persönlichkeitsmerkmal, das sich darauf bezieht, wie Menschen ihre Energie auftanken. Introvertierte fühlen sich in ruhigen, friedlichen Umgebungen am wohlsten und ziehen sich gerne zurück, um ihre Gedanken und Emotionen zu reflektieren.

Sie bevorzugen tiefgründige Gespräche und können sich in sozialen Situationen schnell müde fühlen.

Im Gegensatz dazu bedeutet Extraversion, sich Energie aus sozialen Interaktionen zu ziehen und sich aktiv in seiner Umgebung zu engagieren.

Extravertierte Menschen sind oft gesprächig, kontaktfreudig und fühlen sich wohl, wenn um sie herum Trubel herrscht. Sie sind oft geselliger und brauchen neue Erlebnisse und Herausforderungen.

Extraversion oder Extroversion – Was ist der Unterschied?

Kurz gesagt: Es gibt keinen Unterschied. Beide Begriffe bedeuten das Gleiche, allerdings hat sich im Sprachgebrauch der Begriff Extroversion durchgesetzt, wahrscheinlich, weil es dem Begriff „Introversion“ ähnlicher ist.

Im Duden findest du beide Bezeichnungen, fachlich korrekt ist allerdings „Extraversion“.

Ein Alien in dieser Welt

Als introvertierte Person fühlst du dich vielleicht auch oft fehl am Platz und hast das Gefühl, irgendwie „falsch“ zu sein.

Du bist nicht falsch!

Zu versuchen, sich dieses angeborene Persönlichkeitsmerkmal abzutrainieren, wäre ungefähr so, als würdest du versuchen, die ganze Zeit deine Stimme zu verstellen.

Zwar tut sich, was das Thema Introversion angeht, schon viel, doch ist unsere Gesellschaft eher immer noch für Extravertierte Menschen ausgelegt.

Das ruhige, bedachte Verhalten Introvertierter, kann schnell falsch interpretiert werden und manchmal irritierend sein.

Ich selbst kann mich gut daran erinnern, dass meine zurückhaltende Art, regelmäßig negativ bewertet wurde, was dazu führte, dass ich ständig den Druck verspürte, gegen mein Naturell zu handeln.

Es ist nicht immer leicht, die richtige Balance zu finden, zwischen dem eigenen Bedürfnis nach Ruhe und sozialer Interaktion, ohne andere vor den Kopf zu stoßen.

Schnell können die Verhaltensweisen introvertierter Menschen als arrogant, seltsam oder schüchtern abgestempelt werden.

Sind alle introvertierten Menschen schüchtern?

Dabei hat Schüchternheit meist gar nichts mit Introversion zu tun.

Zwar gibt es natürlich tendenziell mehr Introvertierte Menschen, die auch dazu neigen, schüchtern zu sein, doch ist Schüchternheit eher mit Angst vor sozialen Situationen verbunden.

Und wie bei vielen Ängsten, kann diese sehr einschränkend sein. Denn oft möchten schüchterne Personen ja eigentlich unbedingt offener auf andere zugehen und ins Gespräch kommen können.

Introvertierte Menschen sind nicht automatisch ängstlich im Umgang und Austausch mit anderen.

Ich persönlich jedoch, hatte oft mit Schüchternheit und sozialen Ängsten zu tun.

Im Laufe der Jahre, nach Therapien und Erfahrungen, die ich machen durfte, aber etwas gelegt hat.

Trubel, Lärm und die Flucht nach vorn

Seit ich Mama bin und besonders von zwei Kindern, werden mir diese Persönlichkeitsmerkmale um ein Vielfaches deutlicher vor Augen geführt.

Oft schrillen mir die Ohren und mein Kopf dröhnt gefühlt den ganzen Tag, weil der Lärmpegel durch Streitereien und Geschrei einem Düsenjet gleicht.

Und sicher kennst du das auch: Mit Kindern ist man ja gezwungen, den ganzen Tag zu kommunizieren, zu reagieren und seine eigenen Bedürfnisse hinten anzustellen.

Sich mal in Ruhe mit seinen eigenen Gedanken zurück zu ziehen, ist oft nur spät abends möglich, wenn die Kinder im Bett sind.

Und weil es Zuhause oft so unerträglich ist, wenn sich zwei Kinder langweilen, muss man als Mama auch noch ständig unterwegs sein. Bloß raus aus den eigenen vier Wänden!

Am besten unter andere Mütter mischen und hoffen, dass die Kinder jemanden zum Spielen finden.

Sprich, du musst auch hier wieder sozial interagieren und Anschluss an andere finden, weil es das kleinere „Übel“ ist.

Kindergeburtstag? Hilfe!

So sehr wir Mamas uns auch mit unseren Kindern freuen, wenn sie wieder ein Jahr älter werden und stolz jedem erzählen, wie groß sie jetzt schon sind: Kindergeburtstage sind doch der totale Overload! Nicht nur als introvertierte Person.

Du hast zehn Kinder um dich herum, die minütlich etwas von dir brauchen und meist auch noch die Eltern, die du natürlich nicht einfach links liegen lassen möchtest.

Da hilft es nur, sich selbst zu sagen, dass es ein Ausnahmezustand ist und du die nächsten Tage, wenn möglich, ruhiger gestalten wirst.

Mama im Schneckenhaus

Manchmal schaffst du es vielleicht auch einfach nicht. Da bist du so energielos, dass du dich sofort irgendwie zurückziehen möchtest.

Meine Bluetooth Kopfhörer sind deshalb zu meinen ständigen Begleitern geworden.

Immer wenn ich das Bedürfnis habe, mich vom Außen abzuschirmen und es die Situation hergibt, landen sie in meinen Ohren. Beim Anhören von Podcasts habe ich das Gefühl, in eine innere Welt abzutauchen, die sonst niemand betreten kann.

Wie eine Schnecke, die sich jederzeit in ihr Häuschen verkriechen kann.

Praktisch oder?

Wie kann ich für mich sorgen?

Um den stressigen Familienalltag zu bewältigen, kannst du versuchen, ein paar Strategien für dich zu finden.

Die meisten sind allgemeingültig und natürlich nicht nur auf introvertierte Mütter anwendbar aber manchmal braucht man – und das kenne ich selbst nur zu gut – eine kleine Gedankenstütze 😉

Zeit für dich finden

Spielplatz oder Café? Hauptsache Rückzug!

Ich weiß, sich Zeit für sich selbst freizuschaufeln ist, besonders mit kleineren Kindern, nicht so leicht.

Wenn dein Kind oder deine Kinder aber beispielsweise noch Mittagsschlaf machen, kannst du diesen Zeitraum nutzen, um mal kurz die Füße hochzulegen und die Ruhe zu genießen oder sogar eine Runde meditieren.

Oder du schnappst dir auch ein paar Kopfhörer und gehst mit deinen Kindern auf den Spielplatz. Oft habe ich dann zwischendurch ein paar Momente, um mir etwas anzuhören, während beide im Sandkasten buddeln und habe sie trotzdem im Blick.

Oder spanne Großeltern, Tanten oder gute Freunde als Babysitter ein.

Dann allerdings würde ich persönlich darauf schauen, die Kinder dort hinzubringen. Vorausgesetzt, das ist möglich natürlich.

Oder du ziehst dich mit einem Buch in den Park oder ein ruhiges Café zurück, während die Kinder zuhause bespaßt werden.

Denn du möchtest ja wirklich für ein paar Minuten möglichst für dich sein und das funktioniert am besten, wenn du dich zurück ziehst.

Hier darfst du auch klar in der Kommunikation sein und deutlich sagen, was du jetzt gerade wirklich brauchst.

Arbeit als Energiespender

Mit größeren Kindern ist es schon etwas leichter.

Seit meine beiden Töchter im Kindergarten (und bald schon in der Schule) sind, habe ich viel mehr Momente, die sich wie „Zeit für mich“ anfühlen.

Denn auch Arbeit in Ruhe erledigen zu können, kann für introvertierte Mamas wie Erholung sein.

In Ruhe einen Blog Artikel schreiben oder die Spülmaschine ausräumen – wow! 😉

Wenn alle Stricke reißen…

Und hin und wieder, wenn gar nichts mehr geht, du kleine wirbelnde Tornados im Wohnzimmer hast und der ganze Tag furchtbar anstrengend war: Tablet oder Fernseher.

So kontrovers das Thema auch sein mag, manchmal kann es für alle ein echter Rettungsschirm sein, den wir, finde ich, auch nutzen dürfen.

Professionelle Hilfe holen

Wenn du gar nicht mehr weiterkommst, deine Introversion sich vielleicht mit Ängsten und Unsicherheiten mischt, zögere nicht, dir Hilfe von Profis zu holen!

Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass eine Therapie oder ein Coaching dir Werkzeuge an die Hand geben kann, die dir wieder ein unbeschwerteres (Familien-)Leben ermöglichen.

Ich habe immer Einzelgespräche bevorzugt aber ich weiß, dass gerade Gruppenangebote, wie Selbsthilfegruppen, manchmal Sinn machen können.

Vielleicht gibt es zu dem Thema auch spezielle Müttergruppen in Familienzentren in deiner Nähe, beispielsweise, in denen Erfahrungen ausgetauscht und gegenseitige Unterstützung geboten wird.

Stärken erkennen, Bedürfnisse wahrnehmen

Insgesamt ist es wichtig zu verstehen, dass du, als introvertierte Mama, deine eigenen einzigartigen Stärken und Fähigkeiten hast.

Indem du dich selbst besser kennenlernst, deine Bedürfnisse akzeptierst und Strategien zur Bewältigung des Familienalltags anwendest, kannst du glücklich Mama sein und eine tolle, gesunde Beziehung zu deinen Kindern aufbauen!

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